Weiterführende Information über Psychotherapie

Die Ausübung von Psychotherapie dient der Behandlung von Verhaltensstörungen, psychischen und psychosomatischen Erkrankungen und sonstigen (zumindest teilweise) seelisch bedingten Leidenszuständen durch anerkannte wissenschaftliche Methoden und Techniken. Ausbildung und Ausübung sind in Österreich durch das Psychotherapiegesetz umfassend geregelt. Die Ausbildung dauert (neben der Grundvoraussetzung eines typischerweise einschlägigen akademischen Quellberufes) je nach fachlicher Ausrichtung meist zwischen 6 und 10 Jahren.

Wenngleich sich Psychotherapie - so wie jedes andere Fachgebiet auch - in den letzten 100 Jahren wesentlich weiterentwickelt und verfeinert hat, ist sie doch unauslöschlich mit der Wiener Tradition, sowie mit bekannten historischen Persönlichkeiten wie etwa Sigmund Freud, Alfred Adler, Carl-Gustav Jung und vielen weiteren verbunden. Das Fundament der Psychoanalyse Sigmund Freuds und der Individualpsychologie Alfred Adlers entstand maßgeblich in regelmäßigen Zusammenkünften eines kleinen auserwählten Personenkreises Anfang des 20. Jahrhunderts in der Privatwohnung Sigmund Freuds in der Berggasse 19, wenige Häuser neben dieser Praxis. Dort ist heute auch das Sigmund Freud Museum beheimatet.

Heute sind viele verschiedene psychotherapeutische Richtungen gesetzlich anerkannt. Diese verschiedenen Strömungen vertreten unterschiedliche Schwerpunkte und Behandlungskonzepte. Bei einem oder ev. auch mehreren Erstgesprächen sollen Therapeut und Patient abwägen, ob eine bestimmte Therapie im gegebenen Fall aller Voraussicht nach hilfreich sein wird.

 

Individualpsychologie

Die von mir angebotene Therapiemethode trägt die Bezeichnung "Individualpsychologie". Diese Richtung wurde von Alfred Adler im Zuge der Auseinandersetzung und darauf folgenden Abspaltung von Sigmund Freud Anfang des 20 Jahrhunderts gegründet. Sie wird in Österreich durch den seit fast 100 Jahren bestehenden "Österreichischen Verein für Individualpsychologie" vertreten, steht in einer tiefenpsychologisch und analytisch orientierten Tradition und findet - je nach Einzelfall und dem Wunsch des Patienten/Klienten - im Sitzen oder Liegen statt.

Individualpsychologie geht davon aus, daß es im Laufe eines Lebens (speziell in der frühen Kindheit) erworbene, zum Teil unbewußte psychische Inhalte gibt, die seelisches Leid verursachen oder aufrechterhalten. (Beispielsweise etwa durch das ständige Miterleben unerwünschter Beziehungsstrukturen in der Familie, wiederkehrender Konflikte, traumatischer Erfahrungen wie Tod, Krankheit oder Gewalt im nahen Umfeld, Über- oder Unterforderung innerhalb der Familie oder der Schule.) Diese zum Teil unbewußten Motive, die sich in vielen Details des Lebensvollzuges oft in immer wieder ähnlicher Form zeigen, sollen aufgedeckt, verstanden und bearbeitet werden. Dadurch wird eine positive Veränderung psychischer Leidenszustände und/oder psychosomatischer Erkrankungen möglich.

In wenigen Worten gesagt ist es also das Ziel der therapeutischen Arbeit, daß Sie Ihre eigene Geschichte besser verstehen lernen und soweit wie möglich annehmen, um mit den vorhandenen Ressourcen ein möglichst selbstbestimmtes und erfüllendes Leben führen zu können ohne in immer wieder ähnlich gelagerte Konfliktsituationen zu geraten.

 

Die Motive, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind weitreichend und sehr verschieden. Sie reichen von einem bloßen Bedürfnis nach persönlicher Weiterentwicklung, z.B. von Leuten, die sehr erfolgreich sind und keinerlei sonderliche Auffälligkeiten zeigen, über Menschen, die gelegentlich schwerwiegendere persönliche Probleme oder psychosomatische Erkrankungen durchleben, und ihre eigenen Bewältigungsstrategien verbessern wollen, Menschen in akuten Krisensituationen etwa durch Tod naher Angehöriger oder sonstiger einschneidender Lebensereignisse, bis hin zu Personen mit kaum bewältigbaren Problemen, wo Psychotherapie oft einen letzten verzweifelten Versuch bedeutet im Leben noch irgendwo Halt zu finden. Vielfach geht dem Entschluß, eine Therapie zu beginnen, eine lange Leidensgeschichte voraus. Gründe dafür liegen unter anderem darin, daß immer noch ein gewisses Stigma auf Menschen mit psychischen Problemen lastet und die Inanspruchnahme therapeutischer Hilfe fallweise als eigene Schwäche erlebt wird.

 

Wenn Sie ernsthaft darüber nachdenken, sich in Psychotherapie zu begeben, sollten Sie durch ein oder mehrere Erstgespräche einen ersten Eindruck erhalten wie eine Therapie abläuft. Psychotherapie beruht auf Ihrem ausdrücklichen Entschluß, etwas zu verändern. Man muß sich von der oft gewünschten Vorstellung lösen, daß man vom Therapeut gewissermaßen "repariert" wird. Sie können sich die Rolle des Therapeuten in etwa als die eines - soweit wie möglich - neutralen und zurückhaltenden Gegenübers vorstellen, mit dem Sie gemeinsam Ihre eigene Geschichte verstehen lernen.

 

In allen Fällen ist es sinnvoll, sich neben einer psychotherapeutischen Behandlung auch an den Hausarzt bzw. auch einen Facharzt für Psychiatrie zu wenden. In vielen Fällen ist eine medikamentöse Unterstützung durch Psychopharmaka hilfreich. Im Falle von schwerwiegenden Beeinträchtigungen ist ein Facharztbesuch unerläßlich.

 

Menschen, die sich in einer psychisch schwierigen Situation befinden, haben oft das Bedürfnis nach konkreten Ratschlägen und schnellen Lösungen Ihrer Probleme. Das macht viele Leute anfällig dafür, bei Personen und Organisationen Hilfe zu suchen, die unrealistische Erwartungen und Hoffnungen wecken und Hilfesuchenden typischerweise genau das sagen, was diese gerne hören wollen. Im Gegensatz zu religiös fanatischen Gruppierungen aller Art, Astrologen, Heilern oder sonstigen ebenso zweifelhaften und absurden Angeboten, deren Vertreter sich aus fast grenzenloser Naivität und oft massiven finanziellen Interessen anbieten, sagt ihnen ein Psychotherapeut nicht konkret, was sie in Ihrem Leben tun oder lassen sollen. Er wird Ihnen aber jedenfalls in schwierigen Zeiten ein gewisses Maß von Halt und Sicherheit bieten können, und Ihnen nach bestem Wissen und Gewissen dabei helfen, Ihre eigene Autonomie und Entscheidungsfähigkeit zu entwickeln.

 

 

 

 

 

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